Mittwoch, 11. Juli 2012

Business Law Training

Hier bin ich mal wieder. Sorry, die letzten Tage waren irgendwie ziemlich stressig, da kam ich nicht zum Bloggen. Ich gelobe Besserung ;-)

Stressig war es, weil ich zusammen mit den anderen Summer Associates am Business Law Training teilgenommen habe. Ich konnte mir da zunächst überhaupt nichts drunter vorstellen, also ließ ich mich überraschen.
Am Montag hatten wir "Negotiation", also Verhandlungstraining. Zuerst hielt ein Anwalt einen Vortrag darüber, wie man erfolgreich verhandelt. Hierbei ging es nicht um Gerichtsverhandlungen, sondern um Vertragsverhandlungen im weitesten Sinne. Es hätte sehr spannend werden können. An dem "hätte" merkt der geneigte Leser womöglich schon, dass es das nicht war ;-)

Tatsächlich bekamen wir so hilfreiche Tipps wie etwa den Gegner (oder zukünftigen Vertragspartner, wie ich vielleicht sagen sollte) besser NICHT anzuschreien. Ja wie??? Wirklich??? Nicht schreien? Hmmm...
Oder auch, dass man für Verhandlungen immer so gut wie nur möglich vorbereitet sein sollte. Außerdem sollte man immer die Interessen des Mandanten im Auge behalten. Ich war SO froh, dass mir das mal jemand sagt ;-)

Manche Tipps waren allerdings wirklich ganz interessant, die stammten allerdings nicht von besagtem Anwalt, sondern von einem Harvard-Professor ;-) Ich spare mir jetzt die Aufzählung. Nach dem Vortrag durften wir dann selbst verhandeln üben. Mit Feedback und so.

Tja, und so ähnlich ging es dann am Dienstag weiter. Da lernten wir, wie man einen "Letter of intent" schreibt. Dass da zum Beispiel die Vertragsparteien aufzuführen sind. Hinterher wurden dann noch Fragen gestellt, und an diesem Punkt fragte ich mich: Was lernen amerikanische Jurastudenten eigentlich im Studium?

Ich hab die Frage dann ganz zum Schluss auch mal laut gestellt und die Antwort lautet: scheinbar nicht viel ;-) Nein, das ist natürlich übertrieben. Im ersten (von drei!) Studienjahren sind alle Kurse Pflicht, da gibts dann sowas wie (ich übersetze mal recht frei) Ethik, Vertragsrecht, Zivilprozessrecht und Strafrecht, außerdem "Legal Writing and Research" (wie suche und finde ich Präzedenzfälle, die zu meinem Fall passen). Im zweiten und dritten Jahr besucht der amerikanische Jurastudent wohl überwiegend sogenannte "Bar Classes", die dazu dienen, auf das "Bar Exam" (=Abschlussprüfung) vorzubereiten.
Alles weitere ist optional!!! Also da bin ich fast vom Stuhl gefallen. Entsprechend haben die Mädels keinen blassen Dunst von Handels- und Gesellschaftsrecht (darum ging es hier) oder irgendeinem anderen Rechtsgebiet. Schon erstaunlich, wie unterschiedlich das in Deutschland und den USA läuft.

Ein großer Unterschied ist auch, dass in den USA die Abschlussnote keine Rolle spielt. Man macht sein Bar Exam und wenn man das besteht, ist man halt Anwalt. Oder wenigstens Jurist ;-) Das Bar Exam kann man übrigens so oft machen, wie man möchte (!!!), ein Kollege hat mir erzählt, er kennt einen Juristen, der es 43 mal gemacht hat. Wie krass ist das denn???
Zum Vergleich: in Deutschland kann man das zweite Staatsexamen zweimal machen, danach kann man beim Justizministerium einen Antrag auf den sog. "Gnadenversuch" stellen - das ist dann aber definitiv der letzte und danach wars das dann halt. Der Kommentar der Amis: "Wow, the Germans are Hardliners, aren´t they?" ;-)

Hier hingegen zählt einzig und allein, auf welchem College und welcher Uni man war. Und das hängt weniger vom eigenen Können als vom Geldbeutel der Eltern ab.
So ist hier in Juristenkreisen meist die erste Frage, auf welcher Law-School man war. In der Kanzlei bin ich umringt von Stanford-, Yale-, Harvard-, Berkeley- und Georgetown-Absolventen. Und noch viele andere, von denen ich noch nie gehört hab ;-) Der Abschluss an einer der vorgenannten Unis ist quasi der Garant für eine wirklich gut bezahlte Stelle - es interessiert keinen, ob man es nur geschafft hat, weil man immer neben dem Klassenbesten saß.
Und mit gut bezahlt meine ich gut bezahlt: In dieser Kanzlei liegt das Einstiegsgehalt bei 160.000 $. Pro Jahr der Kanzleizugehörigkeit wird ordentlich aufgestockt.
Gut, man arbeitet auch 18 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche - aber irgendwas ist ja immer.

Hm, wo war ich? Ach ja, BLT. Wir durften dann auch selbst einen Letter of intent schreiben, wiederum Feedback. Natürlich waren wir alle "great" und "amazing" und daher waren wir heute dann schnell durch.
Aber ganz ehrlich, das Beste an diesem Training war das kostenlose Mittagessen ;-)